Mittwoch, 16. Januar 2008

Causa "Cervanova" INTERVIEWS: Milos Kocur


Milos Kocur ist am 15.Juni 1981 um 5 Uhr in der Früh verhaftet und später in der Causa "Cervanova" angeklagt worden. Sein, nach 3 Tagen durch die Polizei erzwungenes Geständnis hat er bei keiner Gerichtsverhandlung wiederholt (1982-83 bis Heute) sondern wollte seine Unschuld mittels Zeugen beweisen.
Am 22. 9. 1982 wurde er vom Obersten Gerichtshof zur 24 Jahren Haft verurteilt.
Er wurde zusammen mit den Anderen durch die Aufhebung des Urteils im Jahre 1990 aus dem Gefängnis entlassen und kämpfte weiter in der Freiheit für ein gerechtes Gerichtsverfahren.
Am 4.12.2006 wurde er vom Obersten Gerichtshof der Slowakei zur 15 Jahren Haft wiederverurteilt. Das Interview hat am 17.12.2006 stattgefunden.
Er wurde anschließend ein Tag nach unserem Interview am 18. 12. 2006 von der Polizei verhaftet und befindet sich seit dem im Gefängnis.

Warum haben sie gegen sich und die anderen ausgesagt? Warum haben sie nach 3 Tagen Verhöre ein Geständnis abgelegt?
Ich muss damit anfangen, dass ich überhaupt nichts davon wusste, dass so eine Sache auf uns zukommen wird. Die Polizei und niemand anderer hat mir davon gesagt, dass sich so etwas entwickelt. Ich hatte am 14.Juni Promotionen gehabt, dass ist das Photo von der Promotion. Ich hatte vorher ziemlich viel Arbeit gehabt, sie wissen ja, ich musste viel lernen, sehr viel Stress und dann gab es Promotion, was ein großes Ereignis ist.Es war ein ziemlicher Erfolg in meinem Leben in dieser Zeit, wo ich meine ganzen Kräfte dafür eingesetzt habe. Es gab selbstverständlich nachher eine Feier. Am nächsten Tag um halb fünf haben sie mich mitgenommen.

Die Polizei hat sie also um 5 Uhr in der Früh nach der Promotionfeier abgeholt?
Ja, sie haben mich völlig unvorbereitet und schockiert erwischt, weil ich nicht wusste wofür. Ich weiß bis heute nicht, wohin sie mich genommen haben. Den ganzen Tag bis am späten Abend haben sie mich verhört. Sie haben mich psychisch und physisch terrorisiert, sie haben mich an den Ohren gezogen, haben meinen Kopf gegen die Wand geschlagen. Da habe ich die ganze Zeit bestritten, dass ich mit der Sache etwas zu tun habe. Dann haben sie mich schlafen gelassen. Am nächsten Tag haben sie mich nach Bratislava überführt. Dort haben mich acht bis zehn Polizisten bearbeitet. Sie haben sich abgewechselt. Da ich aber die ganze Zeit alles bestritten habe, haben sie mir eigentlich die ganze Geschichte - was wir angeblich getan haben - angesagt. Sie haben mir eine Anleitung gegeben. Es war kein Verteidiger anwesend, keinen einzigen Tag von den ersten 4- 5 Tagen, wo ich schon drinnen war. Ich war schon sehr müde und am späteren Nachmittag, wo ich nur mehr Ruhe haben wollte - wahrscheinlich war es ein Kurzschuss - habe ich denen Alles was sie von mir wollten erzählt. Ich wollte Ruhe haben.

Wie ist es dazu gekommen?
Ich habe doch nicht gewusst, dass es so endet. Sie wollten es so hören, also habe ich ihnen diese Blödheiten erzählt. Man muss aber davon sagen, dass dieses Geständnis nicht mit der jetzigen (und vorigen)Version der tatsächlichen Anklage übereinstimmt. Ich musste andere Insassen von Auto, anderen Tatplatz, andere Diskothek nennen. Eigentlich war es nur ein blödes Geständnis, irgendein Geständnis, dass sie aus mir rausgeschlagen haben mittels psychischer und physischer Folter!